Beitragsbild: Ein Löffel für die Omi, ein Löffel für den Opi … Streuobst Mus aus alten Apfelsorten und Mostbirnen mit Rote Bete Stückchen enthält bunte Antioxidantien, dicke Ballaststoffe, saftige Vitamine, bioaktive Pflanzenstoffe … Naturmedizin vom Feinsten.
Die freundliche Einladung zum Bio-Mittagsbuffet nahm ich gerne an. Wir saßen in grüner Natur, umgeben von Vogelgezwitscher. Zum Nachtisch wurde Rhabarber-Crumble gereicht, alternativ Kokospudding mit Johannisbeermarmelade. Ich entschied mich für Obst. Ein handgeflochtener Bastkorb lockte mit tief dunkelroten, kleine Äpfeln. Sie sahen schön aus, wie gemalt.
Als ich in den Apfel biss, spritzte sein Saft geradezu heraus, so knackig war er. Er schmeckte zuckersüß und … und … darüber hinaus schmeckte der Apfel nach nichts. Ein Zuckerwasser-Apfel war das. Ohne jedes eigene Aroma.
Aus diesem Apfel war alles weg gezüchtet – die Bitterstoffe, die Säure, die Mürbe, seine kräuterigen Noten, Gelbtöne, Grüntöne … dieser Apfel war ein Lifestyle-Bonbon. An bioaktiven Pflanzenstoffen übrig blieb nur die rote Farbe der Schale.
Wir haben ein Problem. Wir alle leiden an mehr oder weniger offenkundigen chronischen Krankheiten, die immer mehr zunehmen. Sogar mein fitter junger Nachbar hat eine Diagnose. Dabei isst er täglich Gemüse und Obst – aus dem Supermarkt. Unser Kaufverhalten hat über Jahrzehnte die Landwirtschaft beeinflusst. Gezüchtet wurde, was gefragt war. Bitterstoffe wurden heraus gekreuzt aus Gemüsen, auch Farben und Aromen. Damit verloren gingen viele bioaktive Pflanzenstoffe.
Wir brauchen bioaktive Pflanzenstoffe zum Leben. Für unsere Energie, für unsere Organe, für unser Mikrobiom. In zeitgenössischem Zuchtgemüse sind bioaktive Pflanzenstoffe nur mehr unzureichend enthalten. Dieses Manko haben Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln für sich entdeckt. Sie verkaufen bunte Obst- und Gemüsepulver im Schneeballsystem, mit ebenso bunten Heilversprechen. Ob diese Produkte etwas „können“, kann ich nicht beurteilen – ich habe sie nie probiert. Aber ich kenne Geschichten zur Heilwirkung von Gemüsepulvern. Darunter Gerstengraspulver, Rote Bete Pulver, Kale Powder und Acerolapulver. Diese Pflanzen-Supplements habe ich manchmal genossen als Rote Bete Latte, als Green Smoothie oder als „natürlichen Vitamin C Shot“. Bin ich davon gesünder geworden? Vielleicht ja, ohne es gemerkt zu haben?
Gesunde Wirkung sofort bemerken konnte ich mithilfe von echten Äpfeln. Aber nicht den roten, knackigen Saftbomben. Echte medizinische Heilwirkung erfuhr ich durch selbst gekochtes Apfelmus aus Früchten von Streuobstwiesen.
Im Herbst war ich aufs Land gefahren, einfach hinaus in die Natur. Überall standen alte Obstbäume, um die sich kein Mensch mehr kümmerte. Kleine, saure, grüne bis gelbe Äpfel lagen am Wegesrand, bereit, mitgenommen zu werden. Sie waren so bitter, alles im Mund zog sich zusammen, sobald ich einen Bissen wagte. Ich verließ die Straße, suchte ein Naturschutzgebiet abseits von Asphalt. Dort sammelte ich kleine, miese Mostäpfel. Auch Lederäpfel waren dabei und harte Mini-Birnen.
Ein Anwohner sah mir zu. Er lud mich ein in seinen Garten. Hier standen drei Boskoop Bäume, mindestens hundert Jahre alt. Ich könne alle Äpfel aufklauben, erlaubte er. Viel zu viele hatte er davon. Seine Kinder hatten kein Interesse an diesen sauren Äpfeln. Für ihn und seine Frau hatte er schon den Keller gefüllt. Der Rest war Abfall.
Tagelang habe ich gemust. Händisch, mit der alten „Flotten Lotte“ noch von Oma. Abfall blieb kaum übrig. Die Lotte macht alles kurz und klein, auch feingemahlene Kerne wandern in das Mus. Dutzende Gläschen mit ungezuckertem Apfelmus nur aus Streuobst stellte ich dunkel in die Speisekammer.
Ein bis zwei Gläser Mus pro Woche verbrauche ich seither. Die natürliche Apfelspeise wirkt phänomenal heilsam – gegen hohen Blutdruck und Müdigkeit. Mus macht satt, gibt gute Energie und lindert Herzbeschwerden. Auch meine Gedächtnisleistung wird unterstützt.
Liebe Leserinnen und Leser, ich rate Ihnen: Tut es mir gleich. Holt euch saure und bittere Äpfel aus den Gärten eurer Eltern und Großeltern. Vergesst das mit Pulvern aus der Dose. Die sollten maximal Plan C sein, sobald ihr in einer Raumstation lebt oder auf Expedition seid in der Wüste.
Unser altes, unverzüchtetes heimisches Obst ist das beste Superfood der Welt.