Die Blühgemeinschaft

Unkraut gibt es bei mir nicht.

Meine Ernährung ist reich an Grünzeug – frisches Bio Gemüse und Obst vom regionalen Bauern genieße ich mit selbst gesammelten Wildkräutern. Ich pflücke Holunderblüten, sammle Streuobst und suche nach wilden Beeren. Selbstverständlich ist auch mein Wohnumfeld bepflanzt, weitestgehend, mit mediterranen Gewürzen. Ihre Öle und Pflanzenstoffe beugen steifen Gelenken vor, sie machen die Haut schön.

Früher wollten meine Kräuter nicht gut gedeihen. Der Lorbeer hat nicht ausgetrieben, die Blätter waren stellenweise rötlich gefärbt, mit Flecken. Mein Koriander welkte gelblich vor sich hin. Frischer Basilikum fiel den Trauermücken zum Opfer. Warum der arme Rosmarin einging? Unklar.

Über den vergangenen Winter ließ ich die Kräuter im Freien. Zwar heißt es, Koriander und Ringelblumen könnten nicht überwintern. Doch der milde Januar hat den Pflanzen nichts anhaben können. Töpfe und Blumenkästen blieben umgeben von Natur, der Wind übernahm die Pflanzenregie. Im Frühling bemerkte ich die Samen vieler Pflanzen der Nachbarschaft. Bunte Blühgemeinschaften wurzelten in meinen Blumenkästen und Töpfen.

Ich ließ alles wachsen. Jedes Veilchen, jedes Gänseblümchen war willkommen. Und siehe da – plötzlich wachsen die Küchenkräuter. Beim Lorbeer hat sich Giersch angesiedelt, und Moos. Endlich treibt er aus, mit vielen grünen Blättern. Zwischen der Pfefferminze blühen Ringelblumen. Sie schmeckt kräftig und frisch. Die Ringelblumen haben Gräser bekommen als Nachbarn, seither blühen sie doppelt so schön. Alles wächst wunderbar und sprießt und duftet. Ein paar Trauermücken sind zwar noch da. Sie scheinen den Kräutern aber weitestgehend egal zu sein.

Unkraut gibt es nicht in meiner Welt. Jede Pflanze ist wichtig, sie inspiriert ihr Umfeld. Ein Same geht nur auf, sobald es ihm gefällt an Ort und Stelle. Warum sollte ich etwas daran ändern? Ich erfreue mich an meiner kleinen, wilden Naturwiese im Blumenkasten. Den Kräutern selbst gefällt es auch. Sie wirken besser als früher, und sie schmecken himmlisch.

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